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Herzinfakt
Präventionsstrategien mit gesünderer Ernährung und mehr Bewegung
Für viele Patienten kommt der Herzinfarkt aus heiterem Himmel. „Ich bin nie schwer
krank gewesen“, heisst es oft. Doch meist hatte es zuvor bereits Warnzeichen
gegeben: Man war nicht mehr so belastbar, ab und zu fühlte man einen
unangenehmen Druck in der Brust- oder Magengegend, manchmal waren es auch
Schmerzen, die in den linken Arm ausstrahlten, verbunden mit
Beklemmungsgefühlen. Dies alles sind typische Zeichen, mit denen das Herz
signalisiert: Ich bekomme nicht mehr genug Sauerstoff. Grund dafür sind massive
Verengungen der Adern, die das Herz mit Blut versorgen, das ja den so wichtigen
Sauerstoff enthält. Diese Verengungen behindern meist nicht nur die Sauerstoff- und
Nährstoffversorgung am Herzen. Auch die Adern im Rest des Körpers dürften zu
diesem Zeitpunkt bereits stark in Mitleidenschaft gezogen sein.
Herzinfarkte gibt es nicht nur bei alten Menschen, betont Gülker. Die Herzinfarkt-
Rate, besonders bei jungen Frauen hat drastisch zugenommen. Der Herzspezialist
spricht bereits von einem „Alltagsproblem“, das seltsamerweise in der Öffentlichkeit
kaum wahrgenommen werde. Ein Grund für extrem frühe Herzinfarkte bei jungen
Frauen ist die gefährliche Kombination von Rauchen und Pille. „Etwa 35 Prozent der
13- bis 19-jährigen Frauen in Deutschland rauchen“, sagt Gülker. Das sind so viel
wie in keiner anderen Industrienation.
Will man Herzerkrankungen vorbeugen, muss also bereits im Jugendalter begonnen
werden. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Ernährung. „Es geht nicht um irgendwelche
Diäten, sondern es kommt auf die gesunde Ernährung an“, betont Gülker. Artgerecht
sei für uns Menschen alles das, was bereits die Steinzeit-Menschen zu sich
genommen haben: Beeren, Nüsse, pflanzliche Nahrung, Wild und Fische. Es
wüchsen eben keine Brote auf den Bäumen, keine Pizza und auch keine Nudeln,
meint der Herzspezialist. Eine gesunde Ernährung wird zwar landauf, landab immer
wieder propagiert. Der Alltag für viele Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene
wird jedoch vom Fastfood dominiert.
In der Steinzeit war mehr Bewegung angesagt
Nicht vergessen sollte man, dass die Steinzeit-Menschen große Strecken laufen
mussten, bevor sie überhaupt Nahrung finden oder erbeuten konnten. Bewegung ist
also auch für heutige Menschen eine Lebensnotwendigkeit, wenn sie gesund alt
werden möchten. Am Herzzentrum Leipzig wird intensiv erforscht, wie man mit
körperlicher Bewegung und Herzkreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann. Die
Wissenschaftler entwickeln Trainingsprogramme, mit denen die Adern nicht nur am
Herzen fit bis ins hohe Alter bleiben könnten, sondern zugleich auch die Adern im
Rest des Körpers.
Selbst wenn bereits Schäden an den Herzkranzgefässen vorhanden sind,
verbessert regelmässiges körperliches Training die Durchblutung des Herzmuskels
und damit die Belastbarkeit des Betroffenen, hat die Leipziger Arbeitsgruppe um
Professor Rainer Hambrecht nachgewiesen. Die Wissenschaftler haben ihre
Ergebnisse in der renommierten US-Fachzeitschrift „Circulation“ bereits
veröffentlicht. Der weitere Krankheitsverlauf wird aufgehalten und weniger Patienten
sterben.
Mit der mangelnden Bewegung und der Fehlernährung hängt ein weiteres großes
Problem unmittelbar zusammen: die drastische Zunahme der Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus) in Deutschland. Es wird geschätzt, dass es in 25 Jahren doppelt
so viele Diabetiker geben wird wie heute, etwa zwölf Millionen. Diese
Stoffwechselkrankheit hat die Adern im Körper oft bereits geschädigt, bevor die
Krankheit überhaupt diagnostiziert wird. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie
Diabetes haben. „Dabei kann man sie oft bereits auf der Straße erkennen“, so
Gülker im Vorgriff auf einen MEDICA-Vortrag: Sie kommen oft aus Fastfood-
Restaurants heraus, sind fettleibig und rauchen. Bis es dann zu Herz-Problemen
kommt, ist nur eine Frage der Zeit. Nach Angaben von Gülker haben ein Drittel aller
Herzinfarkt-Patienten einen Diabetes mellitus, bei einem weiteren Drittel ist der
Glukose-Stoffwechsel gestört, die Vorstufe zum Diabetes. „Das heisst nichts
anderes, als dass zwei Drittel aller Herzinfarktpatienten diesen Infarkt auf der Basis
eines Diabetes mellitus erlitten haben“, betont der Wuppertaler Kardiologe.
Er und viele seiner Kollegen haben erkannt, dass einfache Appelle an die
Bevölkerung, doch gesünder zu leben, nicht ausreichen, und gehen in die
Öffentlichkeit. So wird voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres der Fernsehsender
SAT1 regelmäßig Fernsehspots aussenden, die in Zusammenarbeit mit dem
Herzzentrum Wuppertal entstanden sind. Ähnlich wie beim bekannten „7. Sinn“ wird
darin gezeigt werden, was für Auswirkungen ein falscher Lebensstil hat und wie eine
gesunde Lebensweise aussehen kann. Ein anderes Beispiel ist die Aktion
„Deutschland bewegt sich“ des ZDF, der Barmer Ersatzkasse und „Bild am
Sonntag“, mit der Millionen von Menschen erreicht worden sind. Mit der Initiative
sollen Begeisterung für Sport und Bewegung geweckt und deren Vorteile für ein
gesünderes und längeres Leben propagiert werden.