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Pflege? Nur nicht daran denken!
Pflege? Nur nicht dran denken!
Für die meisten Menschen ist Pflegebedürftigkeit eine Bedrohung, vor der sie die
Augen verschließen. 59% sagen, dass sie Themen wie schwere Krankheit und
Pflege am liebsten verdrängen. Das zeigen Daten aus der aktuellen Pflegestudie der
DKV Deutsche Krankenversicherung, für die das Marktforschungsinstitut Heute und
Morgen 2.000 Menschen repräsentativ befragt hat.
„Bei Krankheit oder im Alter Pflege zu benötigen, ist die normalste Sache der Welt“,
erklärt dazu Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV. „Aber wir verdrängen
diesen Gedanken. Dabei geht uns wertvolle Zeit verloren, in der wir uns um ein paar
wichtige Sachen kümmern sollten.“ Besonders jüngere Menschen geben zu, dass
sie sich mit der Pflege nicht gerne beschäftigen. 70 Prozent der 30- bis 39-Jährigen
verdrängen nach eigenen Äußerungen dieses Thema. Es gibt aber eine Reihe von
Dingen, die man schon in jüngeren Jahren in Sachen Pflege regeln kann. Dazu
gehört unbedingt die Vorsorge für den Fall, dass man sich nicht mehr selbst äußern
kann: mit Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.
„Man müsste mal…“
Viele Menschen kennen diese Dokumente und ihre Bedeutung. Sie beinhalten
Behandlungen, die der Patient grundsätzlich ablehnt und bestimmen, wer im Falle
einer schweren Krankheit seine Angelegenheiten regeln und für ihn Entscheidungen
treffen darf. „93 Prozent der Befragten finden es wichtig, diese Papiere für sich
anzufertigen“, sagt Alexander Winkler, Pflegeexperte der DKV, „aber nur zwischen
20 und 25 Prozent haben das auch wirklich schon getan. Jahrelang sagt man sich
‚Man müsste mal‘ – und im Ernstfall fehlen die Dokumente dann.“ Winkler berät seit
17 Jahren Kunden der DKV und deren Angehörige zu Pflegefragen.
Was die Einschätzung des eigenen Wissens angeht, trauen sich die Befragten der
DKV-Pflegestudie erstaunlich wenig zu. Etwa zwei Drittel sind der Meinung, sie
hätten nur geringe oder gar keine Kenntnisse in Sachen Pflegeversicherung. Die
große Mehrheit fühlt sich zu Pflegethemen nur mittelmäßig bis gar nicht informiert.
Große Ängste – kleines Wissen
„Das heißt aber nicht, dass sie das Thema nicht beschäftigt. Ganz im Gegenteil: 73
Prozent der Frauen und 66 Prozent der Männer haben Angst, dass ein naher
Angehöriger pflegebedürftig werden könnte“, so Winkler. Etwas weniger verbreitet ist
die Befürchtung, selbst eine schwere Krankheit zu bekommen oder ein Pflegefall zu
werden. „Diese Mischung aus gefühlt geringem Wissen und großen Ängsten weist
ebenfalls darauf hin, dass das Thema von den meisten verdrängt wird“, erklärt
Winkler.
Dabei ist Verdrängung meist nicht lang möglich, denn das Thema Pflege begegnet
uns immer öfter im täglichen Leben. Derzeit sind 2,6 Mio. Menschen pflegebedürftig.
60 Prozent der Befragten der DKV-Studie haben bereits Erfahrungen mit
Pflegebedürftigkeit in der Familie oder bei Bekannten gemacht, 19 Prozent haben
aktuell einen Pflegefall in ihrem Umfeld, sechs Prozent pflegen einen Angehörigen.
„Pflege gehört bei vielen zum Alltag und wird im Alter etwa jeden dritten Mann und
jede zweite Frau betreffen“, so DKV-Chef Clemens Muth. „Umso wichtiger ist es,
dass wir uns fragen: Wie wollen wir leben, wenn wir pflegebedürftig sind? Wer soll
uns pflegen? Wo wollen wir wohnen? Und woher kommt das Geld dazu?“
Unverzichtbar sei es, solche Fragen in der Familie zu besprechen und dringende
Formalitäten zu klären, solange man noch fit und gesund sei, so Muth.
Informationen und Vorlagen für Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und
Betreuungsverfügung finden Sie beim Bundesjustizministerium.